
Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaft der Staatssicherheit (DuG) in Rostock | Foto: Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen/Hansestadt Rostock
Zwei Ausstellungen über Umerziehung und Disziplinierung junger Menschen in der DDR
Rostock-Stadtmitte • Gleich zwei Wanderausstellungen der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, die sich mit repressiven Maßnahmen zur Umerziehung und Disziplinierung junger Menschen in der DDR auseinandersetzen, sind derzeit in Rostock zu sehen. Darauf weist Rostocks Gleichstellungsbeauftragte Cathleen Mendle-Annuschkewitz hin.
Die Ausstellung BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, die bis 22. August 2025 in der Dokumentations- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock gezeigt wird, thematisiert das repressive DDR-Heimsystem. Die Exposition „Einweisungsgrund: Herumtreiberei“ beleuchtet die Geschichte der Geschlossenen Venerologischen Stationen. Diese Ausstellung ist bis 11. August 2025 ebenfalls in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock zu sehen und dann vom 12. bis 22. August 2025 in der Rostocker Rathaushalle.
Um 1951 wurde in Rostock ein Durchgangsheim in Rostock neben einem Hilfsschulheim eröffnet. Obwohl es nur acht Plätze hatte, war es in den 1960er Jahren zeitweise mit bis zu 35 Mädchen und Jungen belegt. Jährlich durchliefen bis zu 190 Minderjährige das Heim. Ende der 1980er Jahre wurde das Durchgangsheim wahrscheinlich nach Schmarl verlegt. Das Gebäude in der Carl-Hopp-Straße existiert heute nicht mehr.
Offiziell waren die Geschlossenen Venerologischen Stationen Krankenabteilungen zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten, die es in der gesamten DDR gab. Die Einweisungsgründe und Statistiken belegen jedoch, dass die Stationen einem anderen Zweck dienten. Häufig erfolgte die Einweisung wegen „Herumtreiberei“ oder einer vermuteten Ansteckung. Die Stationen dienten weniger einem medizinischen Zweck, vielmehr wurde unangepasstes Verhalten von Mädchen und Frauen diszipliniert, die etwa 90 bis 95 Prozent der Eingewiesenen ausmachten. „Dieses Kapitel der DDR-Geschichte ist bis heute vielen unbekannt und sorgt oft für Fassungslosigkeit. Lohnenswert ist hierzu auch der Dokumentarfilm „Trauma ‚Tripperburg‘ – Gewalt gegen Frauen in der DDR“ aus dem Jahr 2023 von der Regisseurin Marie Elisa Scheidt“, ergänzt Cathleen Mendle-Annuschkewitz.
Ergänzend zu den Ausstellungen werden ein Beratungsnachmittag am 5. August 2025, ein Erzählcafé für betroffene Frauen der Geschlossenen Venerologischen Stationen sowie ein Vortrag zur Station in Rostock am 12. August 2025 und ein Online-Workshop „Disziplinierung und sexualisierte Gewalt in DDR-Umerziehungseinrichtungen – Strukturen, Erfahrungen und Verantwortung bis heute“ am 14. August 2025 angeboten.
Die Präsentation beider Ausstellungen und die Veranstaltungsreihe erfolgt in Kooperation mit dem Verein Riebeckstraße 63 e.V., der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock, der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, dem Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Gleichstellungsbeauftragten der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.
Ulrich Kunze
Quelle: HRO-News.de | Rubrik: Bildung | Mi., 30.07.2025 12:14 Uhr | Seitenaufrufe: 8